Friseusen, Köche und ein Mann aus Dynamit

Mit ein wenig Verspätung (weil bereits seit einiger Zeit im Handel) gibt es an dieser Stelle drei Empfehlungen für den nächsten DVD-Einkauf:

Neues auf DVD von Patrice Leconte, Fatih Akin und Scott Sanders

Scott wer? Neben etablierten Regisseuren wie dem Franzosen Leconte und dem aus Hamburg stammenden Cannes-Preisträger Akin ist Scott Sanders bisher kaum in Erscheinung getreten. Auch sein aktuelles Werk wird daran leider wenig ändern – was jedoch nicht der Qualität, sondern lediglich dem gewählten Genre geschuldet ist. Somit sei ebenso in der folgenden Besprechung zunächst seinen berühmten Kollegen der Vortritt gelassen.

„Der Mann der Friseuse“ (Vertrieb: Pierrot Le Fou/AL!VE AG)

Es war der internationale Durchbruch für den damals 43jährigen Patrice Leconte und zählt noch heute zu den sinnlichsten Liebeserklärungen an die Friseusen-Zunft: „Der Mann der Friseuse“ erzählt vom Traum des kleinen Antoine, einmal der Gatte einer Coiffeuse zu werden. Im Laden der schweigsamen Mathilde findet er schließlich als erwachsener Mann sein Liebesglück, nur um es wenig später wieder zu verlieren. Doch bis es dazu kommt, erlebt er Leidenschaft, Begehren und unzählige Tage der Erfüllung.
Leconte inszenierte sein Drama zurückhaltend, poetisch und mit einem Jean Rochefort in der Hauptrolle, dessen verquere Eigenheiten, wie das „Tanzen“ zu orientalischer Musik, immer wieder für ironische Zwischentöne in einem ansonsten tiefmelancholischen Drama sorgen. Die DVD enthält neben einem ausführlichen Interview des Regisseurs noch dessen Kurzfilm „Die glückliche Familie“ aus dem Jahr 1973. Ein schönes Gesamtpaket.

„Soul Kitchen“ (Vertrieb: Pandora Film)


Im Mittelpunkt dieser Hamburger Geschichte(-nsammlung) steht Kneipenbesitzer Zinos (Adam Bousdoukos, gleichzeitig Co-Autor und Ideengeber). Der hat „Bandscheibe“, eine Freundin, die ihn für einen Job in Shanghai zurücklässt, und seit neuestem auch noch Ärger mit dem Finanzamt. Bruder Illias indessen hat Freigang und leider immer noch eine leicht kriminelle Ader, während sein neuer Chefkoch Shayn seine seltsamen Ansichten zur Esskultur gern messerwetzend unterstreicht. Kurz: viel zu viele machen viel zu viel Stress. Bis die ausgefallenen Kreationen seines exzentrischen Küchenmeisters zunehmend Beachtung finden: Plötzlich ist sein Haus „Soul Kitchen“ der Szeneladen, sind die Gaumen vom Essen verwöhnt, die Ohren von funky music gestreichelt und die Herzen dank neuer Liebschaften erfreut. Bis zum Happy End jedoch muss Zinos noch einiges über sich ergehen lassen – schmerzhafte Rückenbehandlungen inklusive.
Nach den ersten beiden Teilen seiner „Liebe, Tod und Teufel“-Trilogie („Gegen die Wand“, „Auf der anderen Seite“), hat sich Fatih Akin mit „Soul Kitchen“ eine kurze Auszeit von den schweren Themen geschenkt. Im Gegensatz zu früheren Werken geht er hier unverkrampfter, leichtfüßiger und weniger `verkopft´ zu Werke und spickt seine Komödie mit einem tollen Soundtrack voller Soulklassiker. Alles wirkt ehrlich, charmant, lebensnah, etwas schmuddelig, doch immer unterhaltsam. Ein Schmankerl, das dank umfangreichem Bonusmaterial noch mehr Spaß macht.

„Black Dynamite“ (Universum Film)

Nun also zu Scott Sanders und seinem zwischen Hommage, Persiflage und blankem Unsinn pendelndem „Black Dynamite“. Ein Nischenfilm, zweifellos, doch für Kenner und Fans des sogenannten Blaxploitation-Genres – jene Billigfilme aus den 1970er-Jahren, in denen schwarze Helden wie „Shaft“ böse Buben jagten und nebenbei jede Frau im Vorbeigehen beglückten – die lang ersehnte Huldigung ihrer Lieblinge.
So spielt der Inhalt hier auch kaum eine Rolle. Vielmehr ist es die zitatenreiche Umsetzung, der coole Titelheld und die konsequente Missachtung filmischer Grundregeln, die für Unterhaltung sorgen. Allerdings nur, wenn der Zuschauer die englische Tonspur wählt und sich am Slang der Darsteller genauso begeistern kann wie der witzigen musikalischen Untermalung und dem gewollt übertriebenen Posen des Protagonisten.
Als Verbeugung vor den filmhistorischen Originalen ist „Black Dynamite“ über jeden Zweifel erhaben. Besser hätte es selbst einem Tarantino nicht gelingen können. Das gilt auch für das Bonusmaterial (Gestrichene Szenen, Interviews, persiflierte Werbespots).