Heimkino-Tipp: „Looper“ (2012)

Bruce Willis ist ein Fleißebienchen: Weniger als drei Filme pro Jahr sind selten, egal ob Blockbuster, Independentproduktion oder Videothekenware, Willis ist nahezu überall anzutreffen. Nicht immer als Hauptdarsteller, dafür beständig überraschend in seiner Rollenauswahl. Da macht 2012 keine Ausnahme: So überzeugte er u.a. nicht nur als wunderbar schrulliger Sheriff in Wes Andersons traumhaft-schönem „Moonrise Kingdom“, sondern ebenso als hartgesottener CIA-Agent im Actionspaß „Expendables 2“ oder Wettpate in der Komödie „Lady Vegas“. Sein interessantestes Projekt aber war zweifellos der Science-Fiction-Thriller „Looper“.

Rian Johnsons dritter Spielfilm erzählt vom Leben des jungen Joe (Joseph Gordon-Levitt) im Jahr 2044. Als Auftragskiller beseitigt er Personen, die ihm stets an dieselbe Stelle aus der Zukunft geschickt werden – gefesselt und anonym, sodass er nur noch den Abzug seiner Waffe betätigen muss. So lassen Verbrechersyndikate des Jahres 2074 unliebsame Zeugen verschwinden. Für Joe ein lukratives Geschäft, finanziert er sich so doch ein unbeschwertes Alltagsleben in einer Gesellschaft am Abgrund. Eines Tages jedoch kniet plötzlich kein Unbekannter vor seinem Lauf, sondern er selbst (Bruce Willis) – 30 Jahre älter, glatzköpfig und ungewillt, sein Schicksal als Leiche in spe zu akzeptieren. Joe alt flüchtet und Joe jung hat nun nicht nur das Problem eines ungelösten Auftrags, sondern auch seine eigenen Kollegen am Hals, die ihn und seinen Fehler beseitigen sollen.

Filme mit einem Zeitreise-Thema altern selten gut. Zu offensichtlich werden beim wiederholten Schauen logische Brüche, Unstimmigkeiten im Verlauf oder schlichte Anschlussfehler. Auch Regisseur Rian Johnson war sich dessen offenbar bewusst und begegnet diesen potenziellen Spielverderbern auf seine Art: Er lässt seine beiden Hauptcharaktere bei einem amüsant-hintergründigen Dialog darauf Bezug nehmen und warnt seine Zuschauer, sich nicht zu sehr um Logik zu scheren, da „dieser Zeitreisemist dir unweigerlich das Hirn zum Spiegelei macht“. Trotz kleiner humorvoller Spitzen wie dieser ist „Looper“ jedoch ein düsterer, harter und inhaltlich keinesfalls Hoffnung verbreitender Vertreter seines Genres. Die Handlung erfreut sich ständiger Kurswechsel, die Action ist satt und die Effekte bei einem Produktionsbudget von gerade einmal 30 Millionen US-Dollar hervorragend. Vor allem aber ist „Looper“ ein Paradebeispiel dafür, dass Inhalte immer noch fesselnder sein können als jegliches Augenfutter. Die Grundidee, einen Menschen sein eigenes, reales Ich jagen zu lassen, gepaart mit einer dystopischen Vision und getragen von zwei Darstellern auf Augenhöhe, machen Johnsons Werk zu einem Film mit langer Halbwertszeit. Erinnerungen an „12 Monkeys“ (1995) oder „Inception“ (2010) sind keineswegs nur Willis und Levitt zu verdanken, denn „Looper“ spielt definitiv in derselben Liga wie diese beiden „Klassiker“.

Die Blu-ray/DVD bietet den Film in englischer Originalversion und in synchronisierter Fassung sowie deutsche Untertitel. Als Extras haben beide Scheiben ein Making of, gelöschte Szenen, einen Audiokommentar von Regisseur/Autor Rian Johnson und den Darstellern Joseph Gordon Levitt und Emily Blunt sowie den Trailer an Bord. „Looper“ erscheint bei Concorde Home Entertainment und ist ab 21. Februar erhältlich. (Packshot: © Concorde Home Entertainment)

P.S.: Für einen ersten Eindruck: www.facebook.com/LooperDerFilm.

Spiele-Tipp: „Aliens – Colonial Marines“ (2013)

Premiere auf diesem Blog: Erstmalig wage ich mich an eine Spiele-Rezension, allerdings ist „Aliens – Colonial Marines“ keine Zufallswahl. Als großer Fan der ersten drei „Alien“-Filme (1979, 1986, 1992) war die Neugier einfach zu groß, wie Rechteinhaber Fox dieses inzwischen legendäre Filmfranchise wohl weiterentwickelt haben könnte, um es „spielbar“ zu machen. Das Ergebnis ist ein klassischer „Ego-Shooter“, der viel von der Atmosphäre des zweiten Films transportiert, letztendlich aber hinter seinen Möglichkeiten zurückbleibt.

Entwickelt von der Spiele-Schmiede Gearbox, die in den vergangenen Jahren bereits einige bemerkenswerte Titel präsentieren konnte (eines der bekanntesten ist sicherlich „Half-Life“), bietet „Aliens – Colonial Marines“ dem Spieler die Möglichkeit, auf dem Raumschiff Sulaco, dem Planeten LV-426 und einigen weiteren Orten, die aus dem James-Cameron-Actionklassiker von 1986 bekannt sind, als Teil eines Soldatentrupps die verschwundenen Marines um Ellen Ripley (in den Filmen dargestellt von Sigourney Weaver) zu finden. Dabei treffen sie auf Hunderte von Aliens, die es aus dem Weg zu räumen gilt. Alternativ ist es erfreulicherweise aber auch möglich, als Alien-Kreatur Jagd auf die Soldaten zu machen, was dank anderer Bewegungsmuster der Viecher ein schönes zweites Spielerlebnis verspricht.

Ein großer Pluspunkt des Spiels sind zweifellos die großartigen Sets, in denen sich der Spieler bewegt. Unübersehbar orientierten sich die Macher hierbei an einzelnen Szenen aus der Filmvorlage, was sogleich eine vertraut-bedrohliche Stimmung schafft. Zudem stehen den Charakteren Technik und Waffen zur Verfügung, die ebenfalls in „Aliens“ zu sehen waren – und ebenso relativ zügig zum Einsatz kommen. Ob rennend, rammend oder beißend: Die gefräßigen Biester, mit denen man sich rumschlagen muss, kommen von allen Seiten und haben auch im Spieleuniversum nichts von ihrer Bösartigkeit eingebüßt.

Nun benötigt ein so genanntes Ego-Shooter-Spiel keine ausgeklügelte Geschichte, um Spaß zu machen. So schön und vielfältig die Szenerie in „Aliens – Colonial Marines“ auch daherkommt, leider kann sie jedoch nicht die inhaltliche Ideenarmut überdecken, die mit jeder gespielten Etappe mehr und mehr zutage tritt: Die einzelnen Level unterscheiden sich weder in Anspruch noch Verlauf bedeutend voneinander. Das ist insofern schade, da diese Vorhersehbarkeit der Ereignisse die Aufmerksamkeit des Spielenden auf Dinge lenkt, die weniger schön sind. Vor allem die Grafik hinterlässt nur einen mittelmäßigen Eindruck und scheint kaum den aktuellen Standards zu genügen. Ein wenig steif und kantig kommen die menschlichen Figuren daher, stehen hier und da im luftleeren Raum, und geben zudem allerlei verbalen Nonsens von sich, der dem Ernst des Spiels nicht gerecht wird. Fast scheint es, als seien einzelne Textpassagen lediglich mit einem Übersetzungsprogramm eingedeutscht. Hier wäre ein wenig mehr Sorgfalt angebracht gewesen, zumal in der englischen Originalversion zwei Schauspieler des Films, Lance Henriksen alias Android Bishop und Michael Biehn alias Corporal Hicks, für die Synchronisation engagiert werden konnten. Zudem wird der Spieler beinahe pausenlos von einem computergenerierten Kameraden und Alleskönner begleitet, der diverse blutige Angriffe unbeschadet übersteht und scheinbar „unkaputtbar“ ist. Keine schöne Ergänzung zu einem Spiel, das Todesangst, Terror und Überforderung transportieren soll.

Angeblich stecken sechs Jahre Entwicklungsarbeit in „Aliens – Colonial Marines“. Mag man über inhaltliche Schwächen noch hinwegsehen können, grafisch hinkt das Spiel den aktuellen Standards leider erheblich hinterher. Dazu passen die Meldungen, die kurz nach der Veröffentlichung bereits im Internet kursierten. So soll Hersteller Gearbox Teile der Spielentwicklung ausgelagert haben, was zu qualitativen Unterschieden innerhalb des Spiels geführt habe. Die Folge: Kaum eine Woche nach Erscheinen bietet die Netzgemeinde (kostenlose und inoffizielle) Modifikationen für die Grafik an, um ein besseres Spielerlebnis zu ermöglichen.

„Aliens – Colonial Marines“ kann – auch im Multiplayer-Modus – letztendlich nicht die Erwartungen erfüllen, die ein Spiel mit dieser (Film-)Vergangenheit zwangsläufig mit sich bringt. Für einen unterhaltsamen, anspruchslosen Durchlauf akzeptabel, wird es dem „Alien“-Franchise nicht gerecht. Angesichts der beteiligten Firmen und der weltweit vorhandenen Fanbase eine Enttäuschung.

„Aliens – Colonial Marines“ ist seit 12. Februar für PS3, Xbox 360 sowie PC von SEGA/Gearbox erhältlich (Wii-Version ab 12. April). Achtung: Die PC-Version erfordert eine kostenlose Anmeldung bei der Onlineplattform „Steam“ zur erstmaligen Aktivierung. (Packshot: © SEGA/Gearbox)

„Quellen des Lebens“ (Kinostart: 14. Februar 2013)

Filme von Oskar Roehler („Die Unberührbare“, „Elementarteilchen“) sorgen immer für Gesprächsstoff. Sei es die Themenwahl, seine eigenwillige Handschrift als Regisseur oder die stets überaus exquisite Besetzung, die oftmals überrascht und noch häufiger beeindruckt. Denn Roehler zählt zu den wenigen Filmemachern, für die scheinbar jeder deutsche Schauspieler mindestens einmal vor der Kamera stehen möchte. Auch sein neues Werk „Quellen des Lebens“ platzt förmlich auseinander ob der Staranzahl.

Basierend auf seinem eigenen, autobiografischen Roman „Herkunft“ verfolgt er in „Quellen des Lebens“ die Geschichte einer Familie über mehrere Jahrzehnte der deutschen Nachkriegszeit hinweg. Dabei spannt er den Bogen vom Kriegsheimkehrer Erich (Jürgen Vogel), der es mit seiner Gartenzwergfabrik zu bescheidenem Wohlstand bringt, über dessen Sohn Klaus (Kostja Ullmann / Moritz Bleibtreu) – einem verhinderten Schriftsteller – bis hin zu Erichs Enkel Robert (Ilyes Moutaoukkil / Leonard Scheicher). Im Mikrokosmos der Familie Freytag porträtiert Roehler dabei die Entwicklung der BRD und zeigt, wie gesellschaftliche Veränderungen das Zusammenleben beeinflussen.

Beinahe drei Stunden nimmt sich Roehler für seine persönliche Sicht auf die deutsche Geschichte Zeit – gewürzt mit dem Roehler-typischen Humor und zum Teil drastischen Überzeichnungen einzelner Charaktere. Das ist in vielen Szenen unterhaltsam, manchmal unpassend, am Ende allerdings auch etwas wirr. Denn obwohl er seinem Film einen Off-Kommentar des älteren Robert gönnt, verharrt er doch zum Ende hin zu lang in der Kindheit seines Erzählers, ohne tatsächlich etwas erzählen zu können. Schauspielerisch auf höchstem Niveau, punktet „Quellen des Lebens“ somit vor allem in seinen Sturm- und Drang-Episoden der 1950er- und 1960er-Jahre und nähert sich mit zunehmender Laufzeit ein wenig der Inhaltsleere an. Aber auch das ist eine Aussage, die in einem Roehler-Film sicher nicht zufällig daherkommt.

Aus dem „Meißner Tageblatt“ vom 14. Februar 2013.

... im Nachgang: „Django Unchained“ (Kinostart: 17.01.2013)

Wenn Regisseur und Autor Quentin Tarantino bittet, kommen sie alle: Die Darsteller, die Zuschauer – und die (Kinokalender-) Kritiker. „Django Unchained“ ist da keine Ausnahme. Mein "PRO" zum Film gibt es HIER zu lesen.