... im Nachgang: „Inside Llewyn Davis“ (Kinostart: 5. Dezember 2013)

Allein die Ankündigung eines neuen Films scheint inzwischen zu genügen, um die Geschwister Joel & Ethan Coen mit Oscar-Versprechungen zu überhäufen. In der Redaktion des Kinokalender Dresden ist das weniger eindeutig. Nachzulesen HIER.

(Bild: © Studiocanal Filmverleih)

Heimkino-Tipp: „Frozen Ground“ (2013)

„Haben Sie je einen Fall gehabt, der nur annähernd vergleichbar wäre?“, fragt der von Nicolas Cage gespielte Polizist Jack Halcombe in einer Szene von „Frozen Ground“ einen Kollegen. Ersetzte ‚Fall‘ mit ‚Film‘ und ich muss sagen: Leider ja! Mehrfach sogar.

Dabei macht das Debüt von Regisseur und Autor Scott Walker auf dem Papier eigentlich alles richtig: Eine interessante Prämisse, basierend auf (erschreckenden) wahren Begebenheiten, ein frostig-passender Drehort und zwei versierte Charakterdarsteller, wobei John Cusack als Gegenspieler von Cage als eisig auftretender Killer überzeugt. Er gibt Familienvater Robert Hansen, der eine Bäckerei in einem Ort in Alaska führt, sozial integriert und bei Nachbarn beliebt ist – und gern seinem Hobby, dem Jagen, frönt. Seine liebste Beute sind allerdings keine Tiere, sondern Frauen, die er entführt, misshandelt und vergewaltigt, bevor er sie an einem abgelegenen Ort zu Tode hetzt. Erst als eines seiner potenziellen Opfer entwischt, wird der Cop Halcombe auf Hansen aufmerksam und heftet sich an dessen Fersen.

Schon sehr früh enthüllt der Film die zwei Seiten des Serienmörders und konzentriert sich ausschließlich auf die Detektivarbeit seines Verfolgers. Das ist nichts Ungewöhnliches und erinnert an Genrevertreter wie „Insomnia“ oder „Sieben“, deren Intensität „Frozen Ground“ jedoch nie erreicht. Das liegt vor allem an der von Vanessa Hudgens gespielten Figur der Prostituierten Cindy, die dem Killer zwar zunächst entkommt. Ihre weiteren Handlungen und Entscheidungen gestalten sich jedoch derart naiv und riskant, dass die Glaubwürdigkeit im weiteren Verlauf sehr stark zu leiden hat. Zudem versucht Autor Walker vergeblich (weil zu halbherzig), seinen drei Charakteren Tiefe zu geben: So schwankt die junge Cindy ständig unentschlossen zwischen Rebellion und kindlichem Schutzbedürfnis; Bösewicht Hansen gewährt er eine kurze, substanzlose Szene im Kreise seiner Familie; Protagonist Halcombe hingegen wundert sich am Ende ebenso wie die Zuschauer über die seltsame Wandlung seiner Frau (Radha Mitchell), die pünktlich zum Ende alle ihre (Ehe-)Probleme spontan vergessen zu haben scheint.

Zieht man den manchmal etwas sprunghaften Schnitt hinzu, erscheint „Frozen Ground“ wie eine zurechtgestutzte, auf 100 Minuten getrimmte Kurzversion eines viel umfangreicheren Filmprojekts, das ursprünglich mehr Tiefe, mehr Handlung und mehr Logik besaß. Die nun vorliegende Fassung bietet zwar immer noch ausreichend Thrill und Unterhaltung für ein (abseits vom Thema) angenehmes Filmerlebnis. Die permanente Unterforderung von Cage, Cusack und Mitchell ist allerdings allzu offensichtlich und hindert „Frozen Ground“, mehr als gutes Mittelmaß zu sein. Schade.

Die DVD/Blu-ray bietet den Film in deutsch synchronisierter und englischer Originalsprachfassung sowie optionale deutsche Untertitel für Hörgeschädigte. Als Bonusmaterial gibt es ein Making of sowie Trailer. „Frozen Ground“ erscheint bei Universum Film und ist ab 13. Dezember erhältlich. (Packshot: © Universum Film)

Heimkinotipp: „Odd Thomas“ (2013)

Manchmal verwundert es schon, welche Filme es nicht in die hiesigen Lichtspielhäuser schaffen, sondern ihre Premiere „nur“ auf dem Heimkinomarkt feiern. Stephen Sommers, immerhin Regisseur der äußerst erfolgreichen Blockbuster „Die Mumie“, „Die Mumie kehrt zurück“ und „Van Helsing“, ist definitiv ein Regisseur, der weiß, wie ein Spektakel inszeniert sein muss, um auf der großen Leinwand Eindruck zu hinterlassen. Vom inhaltlichen Anspruch einmal abgesehen, sind seine Filme meist vollgepackt mit ansehnlichen Effekten, ordentlich knallenden Actionsequenzen und temporeich erzählten Geschichten.

All dies trifft auch auf sein neustes Werk „Odd Thomas“ zu. Basierend auf einer Vorlage des amerikanischen Autors Dean Koontz, schickt Sommers darin Jungstar Anton Yelchin („Star Trek“, „Fright Night“) als titelgebende Figur in ein Abenteuer zwischen Realität und Fantasie, das witzig, sexy und mit allerlei Budenzauber daherkommt: Odd arbeitet in einem Schnellrestaurant, hat eine quirlige Freundin (Addison Timlin) und kommt eigentlich mit allen gut aus. Wären da nur nicht die sogenannten Bodachs – schattenhafte Kreaturen, die immer dann nur für ihn sichtbar sind, wenn Unheil droht. Meist tauchen kurze Zeit später zudem Geister von Gewaltopfern auf, die Odd wortlos um Hilfe bitten. Der Junge hat sich mit seinen Fähigkeiten arrangiert und nutzt sie, um dem Polizeichef (Willem Dafoe) bei der Aufklärung von Verbrechen zu helfen. Die neuerdings ungewohnt hohe Anzahl von Bodachs lässt Odd jedoch vermuten, dass eine sehr viel größere Katastrophe bevorsteht, die es nun gilt zu verhindern. Erste Vorzeichen lassen nicht lange auf sich warten.

„Odd Thomas“ ist flott, amüsant und bietet viele Schauwerte. Auch ist den Darstellern anzusehen, wie viel Freude sie an dem Projekt hatten, das sich aus jedem verfügbaren Genre etwas borgt: Humor und Slapstick treffen auf Action und Spannung treffen auf Fantasie und … realitätsnahe Szenarien. Und genau hier wird es seltsam: Regisseur Sommers streut immer wieder Szenen ein, die ob ihrer unmittelbaren Gewalt ein wenig befremdlich wirken und nicht ganz zum sonst ungezwungenen Ton des Films passen wollen. Besonders der letzte Akt erinnert (wahrscheinlich unbeabsichtigt) an Ereignisse, die vor allem in Amerika immer wieder und leider viel zu häufig geschehen. So fetzt die finale Konfrontation Gut gegen Böse zwar in filmischer Hinsicht, ein etwas bitterer Beigeschmack lässt sich jedoch nicht leugnen. Sommers selbst mache ich aber keinen Vorwurf, gelingt ihm doch im Anschluss daran ein wirklich überraschendes Finale.

Bleibt die Frage, an wen sich „Odd Thomas“ mit seinem erfrischenden Stilmix richtet: Ganz junge Zuschauer könnten aufgrund einiger Gewaltspritzen verschreckt werden, älteren Semestern ist womöglich der manchmal auftretende kindische Humor etwas zu, naja, kindisch eben. Trotzdem ist eigentlich für alle etwas dabei, wenn der clevere und sympathische Nachwuchs-Superheld den Bösen Paroli bietet. Für einen ersten Auftritt gar nicht mal schlecht.

Die DVD/Blu-ray bietet den Film in deutsch synchronisierter und englischer Originalsprachfassung sowie deutsche Untertitel. Als Bonusmaterial gibt es ein Making of (das vornehmlich unkommentierte Impressionen des Drehs präsentiert), seltsam sterile Interviews sowie Trailer. „Odd Thomas“ erscheint bei Elite Film AG (Ascot Elite) und ist seit 10. Dezember erhältlich. (Packshot: © Ascot Elite)

Heimkino-Tipp: „New World“ (2013)

Filme aus Asien haben mit Beginn der vergangenen Dekade mehrfach für Aufsehen gesorgt: Sei es wegen ihrer ungewöhnlichen Geschichten oder der Tatsache, dass Hollywood mit den Remakes dieser Filme trotz nahezu unbegrenzter finanzieller und technischer Mittel selten die Qualität der Originale erreicht. Positiven Ausnahmen wie „The Departed“, Martin Scorseses Neuversion von „Infernal Affairs“, haftet zudem der Makel an, unverblümte Plagiate mit identischen Szeneneinstellungen zu sein, statt eigene Ideen vorzuweisen. Man darf somit gespannt sein auf die Kritiken zu „Oldboy“, der seit 5. Dezember in den hiesigen Kinos läuft, ebenfalls ein Remake eines südkoreanischen Filmes ist – und ebenso von einem amerikanischen Schwergewicht seines Fachs, Spike Lee, verfilmt wurde.

„Oldboy“ (das Original von 2003) ist auch jener Film, der den südkoreanischen Schauspieler Choi Min-sik außerhalb seiner Heimat bekannt gemacht hat. Seine Tour de Force in Park Chan-wooks Ausnahmewerk ging nicht nur wegen des Verzehrs eines lebendigen Kalmaren und der „Hammerszene“ in die Filmgeschichte ein (Min-sik ist Vegetarier!), sondern vor allem aufgrund der Intensität, mit der der Darsteller die Rolle des bedauernswerten Protagonisten spielte. Ähnliches wiederholte er unter anderem in „I Saw the Devil“ (2010) und nun in „New World“. Der Thriller ist die zweite Regiearbeit von Park Hoon-jeong, dem Autor von „I Saw the Devil“.

Min-sik gibt darin einen verbissenen Kommissar, der seit vielen Jahren das Unternehmen „Goldmoon“ beschatten und unterwandern lässt. Seine wichtigste Schachfigur ist dabei der junge Undercover-Polizist Lee Ja-sung (Lee Jung-jae), der es geschafft hat, zu einem engen Vertrauten der kriminellen Führungsspitze zu werden. Mit dem Tod des Bosses beginnt ein interner Machtkampf um den Chefsessel, bei dem Lees wahre Identität aufzufliegen droht.

Ganze 129 Minuten nimmt sich „New World“ Zeit, um seine Geschichte von Vertrauen, Verrat, Gewalt und Machtgier zu erzählen. Zwar ist es für Genrekenner wahrlich keine neue Story, zumal sich viele andere gute Filme an den moralischen Konflikten der hier präsentierten Charaktere schon abgearbeitet haben. Doch ist es einmal mehr das Wie, welches „New World“ so sehenswert macht: Fabelhaft gespielt, in einer wunderschönen wie gleichsam einfachen Optik eingefangen und von einem gehaltvollen Drehbuch getragen, entwickelt der Film einen Sog, dem man sich kaum entziehen kann. Viele ruhige Szenen, die das Machtgefüge und die Funktionsweise der kriminellen Organisation sezieren, wechseln sich mit überraschenden, brutalen Gewaltausbrüchen ab, die ob ihrer Qualität jedem Hollywood-Actionregisseur schlaflose Nächte bereiten dürften. Hierbei ‚sticht’ besonders eine Kampfszene in einem Fahrstuhl hervor, die sicherlich nicht zufällig an oben erwähnte „Hammerszene“ aus „Oldboy“ erinnert. Außergewöhnlich!

Inhaltlich somit auf vertrautem Terrain, weiß „New World“ vor allem in der Form und mit seinem angenehmen Erzählfluss zu begeistern. Wem also die x-malige (aber sehr spannend erzählte) Wiederholung der „Undercover-Cop im moralischen Dilemma“-Erzählung nicht stört, wird hiermit seine Freude haben. Zumindest, bis das amerikanische Remake kommt.

Die DVD/Blu-ray bietet den Film in deutsch synchronisierter und koreanischer Originalsprachfassung sowie optionale deutsche Untertitel. Als Bonusmaterial gibt es lediglich ein paar Trailer. „New World“ erscheint bei MFA+ Film im Vertrieb von Ascot Elite und ist seit 4. Oktober erhältlich. (Packshot: © MFA+ FilmDistribution e.K.)

Heimkino-Tipp: „The Call“ (2013)

Eine Eigenschaft guter Thriller ist, aus einer möglichst unspektakulären Prämisse etwas Fesselndes zu erschaffen. Brad Anderson („The Machinist“, „Transsiberian“) gelingt dies mit „The Call“ auf großartige Weise.

Es beginnt mit einer Alltagssituation: Teenager Casey (Abigail Breslin, die einst mit „Little Miss Sunshine“ ihre Karriere startete) wird in einem Parkhaus von einem ausparkenden Wagen beinahe angefahren. Noch bevor sie mit ihrer kleinen Schimpftirade auf den Fahrer (Michael Eklund) fertig ist, hievt der sie in seinen Kofferraum und braust mit ihr los. Unfähig, sich allein zu befreien, wählt Casey mit ihrem Handy den Notruf – und landet schließlich bei der Telefonistin Jordan (Halle Berry). Ihr gelingt es, Casey zu kleinen Aktionen zu verhelfen, die das Auto für andere Verkehrsteilnehmer auffällig machen. Das bleibt dem Entführer allerdings nicht lange verborgen.

Anders als hier beschrieben, erzählt „The Call“ seine Geschichte zunächst aus der Sicht der Polizei-Mitarbeiterin Jordan und verpasst ihr zu Beginn ein Trauma, das zwar für den weiteren Verlauf des Films kaum von Bedeutung ist, Halle Berry aber zumindest am Anfang ein paar dramatische Szenen beschert. Denn ab Minute 20 zieht Regisseur Anderson das Tempo erheblich an, ohne bis zum Finale nochmal einen Zwischenstopp einzulegen. Dies schafft er einerseits durch ein ausgiebiges Nutzen des Prinzips „Zufall“, der dafür sorgt, dass die Verfolger dem Entführer stets ein Stück hinterher hecheln. Andererseits dank eines zwar eindimensionalen, aber herrlich unberechenbar auftretenden Bösewichts, der mit zunehmender Laufzeit sämtliche Hemmungen verliert und potenzielle Zeugen ohne zu zögern mitunter sehr gewaltsam aus dem Weg räumt. Dass Berrys Figur Jordan im Schlussakt dann noch eine gesonderte Rolle zufällt, ist Genregesetz, aber akzeptabel.

„The Call“ ist Popcornkino par excellence, das ohne übermäßigen inhaltlichen Überbau schnell zur Sache kommt und 90 Minuten Vollgas gibt. Kein Werk für die Ewigkeit, als Thriller jedoch richtig gut.

Die DVD/Blu-ray bietet den Film in deutsch synchronisierter und englischer Originalsprachfassung, deutsche Untertitel für Hörgeschädigte, mehrere Making of-Clips, zusätzliche Szenen, ein nur minimal verändertes alternatives Ende sowie Trailer. „The Call – Leg nicht auf!“ erscheint bei universum film und ist ab 6. Dezember erhältlich (Packshot: © Universum Film).

Heimkino-Tipp: „The Grandmaster“ (2013) / „In the Mood for Love“ (2000)

Sechs Jahre nahm sich Wong Kar-Wai nach „My Blueberry Nights“ (2007) Zeit, um seinen nächsten Film, „The Grandmaster“, vorzubereiten. Am Ende wurde es dann aber doch ziemlich knapp: Gerade einmal 72 Stunden vor seiner Premiere stellte der oft als Perfektionist bezeichnete Regisseur sein Werk fertig – nur um es in den folgenden Monaten dann doch noch einmal zu überarbeiten. Die Fassung, welche er schließlich im Februar 2013 als Eröffnungsfilm bei der Berlinale vorstellte (und die nun fürs Heimkino veröffentlicht wird), ist nur geringfügig kürzer als das Original, dafür allerdings mit alternativen Szenen ergänzt. In den USA hingegen fehlen fast 30 Minuten, was angesichts der Komplexität der Erzählweise für das amerikanische Publikum kaum von Vorteil sein dürfte.

Der Film selbst orientiert sich lose am Leben des bekannten Kung-Fu-Künstlers Ip Man (Tony Leung), der später auch über Chinas Grenzen hinaus als Lehrer von Bruce Lee zu internationaler Bekanntheit gelangen sollte. Beginnend in den 1930er-Jahren, blickt „The Grandmaster“ auf drei Lebensjahrzehnte des Kampfkünstlers, seines Landes, seiner Wegbegleiter und seiner Konkurrenten, ohne dabei ein klassisches Biopic zu sein. Was Regisseur Wong Kar-Wai hier vorlegt, ist vielmehr eine cineastische Liebeserklärung an Kung-Fu, an die „Schönheit des Kampfes“ und jahrhundertealte Traditionen, die von ihren Meistern bewahrt und verteidigt werden.

Dafür knüpft Kar-Wai stilistisch an seine früheren Werke an, stellt das Optische vor den Inhalt und durchbricht immer wieder die kohärente Erzählstruktur. Wichtige Ereignisse aus Ip Mans Privatleben, wie beispielsweise der Verlust seiner Familie während des Zweiten Weltkriegs, geschehen quasi fernab der Leinwand, andere Handlungsstränge werden angedeutet, aber nie zu Ende geführt. Dies trägt zwar alles nicht unbedingt zum Verständnis bei, Kar-Wai jedoch ist selbst ein Meister darin, eben diese Lücken mit Bilderwelten unglaublicher Schönheit auszufüllen. Zeitlupen, ungewöhnliche Perspektiven und Szenen, die ganz offensichtlich nicht in der Realität verankert sind, mischt er in „The Grandmaster“ formvollendet miteinander und schert sich herzlich wenig um Logik oder Spannungsbögen. Alles oder nichts scheint die Devise zu sein, denn wer mit diesem eigenwilligen Stil nichts anfangen kann, sollte „The Grandmaster“ meiden und lieber zu den Actionfilmen „Ip Man“ und „Ip Man 2“ greifen, die die Biografie des Kung-Fu-Lehrers sehr viel verständlicher, linearer und temporeicher vorstellen.

Ist „The Grandmaster“ deswegen ein schlechter Film? Mitnichten! Er ist sonderbar, anders, fordernd, bildschön. Im Kontext von Wong Kar-Wais Filmografie hingegen bietet sein bisher letztes Werk nicht viel mehr als eine Variation bekannter Elemente, die er bereits vor vielen Jahren perfektionierte – wie im Liebesdrama „In the Mood for Love“.

Das im Jahr 2000 erschienene und weltweit mehrfach ausgezeichnete Glanzstück war Kar-Wais endgültiger internationaler Durchbruch als Filmemacher und erzählt von zwei verheirateten Menschen, die in ihrem Wohnhaus immer wieder aufeinandertreffen. Als sie erfahren, dass ihre Ehepartner ein Verhältnis miteinander haben, erhält ihre zunächst freundschaftliche Beziehung eine neue Richtung und verändert das Leben aller Beteiligten nachhaltig.

Für seine Darstellung des gehörnten Ehemannes Chow erhielt Tony Leung den Preis als Bester männlicher Darsteller bei den Filmfestspielen in Cannes. Leung ist seit langer Zeit fester Bestandteil von Kar-Wais Arbeit und einer der bedeutendsten Schauspieler Asiens. Seine Karriere begann bereits in den 1980ern, zu seinen bekanntesten Arbeiten abseits Kar-Wai zählen „Hard Boiled“, „Infernal Affairs“ und „Gefahr und Begierde“. Passend zu seiner großartigen Leistung in „The Grandmaster“, die Leungs Wandelbarkeit erneut beweist, folgt nun eine Neuauflage des Klassikers „In the Mood for Love“, die im Vergleich zu früheren Veröffentlichungen zumindest im Bonusmaterial keine Fanwünsche offen lässt (gestrichene Szenen, ein alternatives Ende, umfangreiches Hintergrundmaterial).

Die DVD/Blu-ray von „The Grandmaster“ bietet den Film in deutsch synchronisierter und in der Originalsprachfassung Kantonesisch / Mandarin sowie optionale deutsche Untertitel. Als Bonusmaterial gibt es Making of-Dokumentationen und Trailer, in der blauen Variante zusätzliche Interviews.

„In the Mood for Love“ erscheint nur auf DVD und enthält neben der deutsch synchronisierten auch die Originalsprachfassung in Kantonesisch sowie deutsche Untertitel. Als Extra gibt es Bonusmaterial mit einer Gesamtlaufzeit von 91 Minuten.

„The Grandmaster“ und „In the Mood for Love“ erscheinen bei Universum Film und sind seit 29. November erhältlich. (Packshots: © Universum Film)


Heimkino-Tipp: „A Field in England“ (2013)

Eines muss man Ben Wheatley lassen: Welches Genre der Regisseur von „Kill List“ und „Sightseers“ bevorzugt, ist auch nach Sichtung seines vierten Werkes nicht zu erkennen. Ganz sicher aber ist: „A Field in England“ wird es schwer haben, ein großes Publikum zu finden.

Die Prämisse: Während des englischen Bürgerkriegs im 17. Jahrhundert treffen mehrere Männer abseits eines Schlachtfeldes aufeinander. Unter ihnen befindet sich auch der Diener Whitehead (Reece Shearsmith), der als Einziger der Truppe einen konkreten Auftrag zu haben scheint und eine Person sucht. Ohne Waffen und Kampferfahrung ausgestattet, schließt er sich jedoch zunächst den anderen desertierten Soldaten an und erlebt bald darauf ein äußerst sonderbares Abenteuer.

Grotesk, verwirrend, abgefahren, visionär oder einfach nur völlig bescheuert? Wheatley legt mit „A Field in England“ ein Horrorhistorienstück in schwarz-weiß vor, das im positiven Sinne als experimentell, im negativen Sinne als absoluter Unfug bezeichnet werden kann. Das Setting und die Epoche dienen lediglich als Beiwerk für einen Trip, dem man entweder gefesselt folgen oder den Machern kopfschüttelnd, schimpfend und angewidert um die Ohren hauen will.*

Zwar lässt eine frühe Szene, bei der die Protagonisten Pilze zu sich nehmen, erahnen, dass es sich möglicherweise um eine bloße Fantasie handelt. Allerdings entschuldigt diese „Erklärung“ nicht das immer absurder werdende Treiben der Figuren, die beispielsweise in „Die Ritter der Kokosnuss“-Manier einen der ihren als Pferd missbrauchen und an ein Seil gefesselt vor sich her galoppieren lassen. Zwischendurch gibt es eingefrorene Bilder der Herren, die Gemälden nachempfunden scheinen, oder neue Personen, die mittels eines Seils(!) in die Handlung „hineingezogen“ werden. Klingt verrückt? Ist es auch! Wenn der Film dazu noch derart professionell und ansehnlich umgesetzt ist, fällt es schwer, das Gesehene als bloßes „Spaßprojekt für Zwischendurch“ eines respektablen Filmemachers abzustrafen.

Was also soll man davon halten? Ich für meinen Teil habe leider vergeblich versucht, einen Zugang zu diesem Werk zu finden und schließe mich daher bis auf Weiteres den zuvor genannten Grummelern an (* siehe weiter oben) – zumindest bis mir jemand eine plausible Erklärung liefern kann, was zur Hölle „A Field in England“ sein soll.

P.S.: Kleine Besonderheit: „A Field in England“ war der erste Film, der am Tag seines UK-Kinostarts ebenso auf DVD und Video on Demand veröffentlicht wurde und im britischen TV zu sehen war.

Die DVD/Blu-ray bietet den Film in deutsch synchronisierter und englischer Originalsprachfassung sowie optionale deutsche Untertitel. Als Bonusmaterial gibt es ein ausführliches Interview mit dem Regisseur sowie Trailer. „A Field in England“ erscheint bei MFA+ Film im Vertrieb von Ascot Elite und ist seit 5. November erhältlich. (Packshot: © MFA+ FilmDistribution e.K.)