Heimkino-Tipp: „Zwei Himmelhunde auf dem Weg zur Hölle“ (1972)

„Flying through the air / Side by side we dip bend and climb...“

Von den zahlreichen Hits der Band Oliver Onions, die für etliche der Bud Spencer/Terence Hill-Filme die Titelsongs komponierten, ist jener für „Zwei Himmelhunde auf dem Weg zur Hölle“ sicherlich einer der bekanntesten. Leichtfüßig und eingängig zugleich, transportiert der Songs gleich zu Beginn wunderbar die Atmosphäre der Actionkomödie, die den weltweiten Erfolg des Comedy-/Prügel-Duos Anfang der 1970er-Jahre festigte.

Zuvor dank Kassenschlagern wie „Die rechte und die linke Hand des Teufels“ (Rezension: HIER) und dessen Fortsetzung „Vier Fäuste für ein Halleluja“ (Rezension: HIER) bereits als witzige Westernhelden etabliert, sollte das bewährte Konzept aus Humor + Prügeleien + Abenteuer nun auch auf „moderne“ Geschichten übertragen werden. Zu groß war andernfalls die Gefahr, dem sterbenden Genre des Italowesterns nicht mehr entkommen zu können. Für ihren ersten Trip in die Gegenwart wählten Spencer und Hill eine Story, die ebenso wie die beiden vorangegangenen Filme großen Wert auf eine ausgewogene Mischung aus Blödelei und Ernsthaftigkeit legt und vielleicht deshalb auch zu den „Fan-Favourites“ zählt.

Salud (Spencer) und Plata (Hill) verdienen sich ihren Unterhalt mit Versicherungsbetrug, indem sie alte, teuer versicherte Flugzeuge zu Schrott fliegen, die Saluds Bruder zuvor billig eingekauft hat. Das geht so lange gut, bis eine der Maschinen unerwartet früh tatsächlich den Geist aufgibt und die beiden Freunde über dem südamerikanischen Dschungelgebiet abstürzen. Dort erfahren sie vom äußerst lukrativen Geschäft des Diamantenhändlers Mr. Ears (Reinhard ‚René’ Kolldehoff), der nicht nur seine Arbeiter ausbeutet, sondern ebenso das einzige Bistro vor Ort besitzt, von dem alle abhängig sind. Nach ihrer Rückkehr in die Zivilisation beschließen Salud und Plata, dem gierigen Kerl Konkurrenz zu machen und liefern fortan preisgünstige Lebensmittel für die Ansässigen, was Mr. Ears und seiner Schlägertruppe erwartungsgemäß wenig schmeckt.

Wie groß das Vertrauen der Filmemacher in den Erfolg dieser ‚neuen‘ inhaltlichen Richtung war, zeigt sich bereits am Produktionsumfang: Die Drehorte sind exotisch, die Setbauten immens und die Flugszenen aufwendig. Das Ergebnis kann sich sehen lassen, denn der Film punktet auch inhaltlich: Die Dialog- und Actionszenen bleiben stets auf die Geschichte fokussiert und lassen sogar einige emotionale Momente zu (Stichwort: der alte Matto, großartig gespielt von Cyril Cusack), die trotz der bereits erwähnten Leichtfüßigkeit glaubhaft rüberkommen und sich passend in die Erzählung einfügen. Die hier erstmals von Rainer Brandt aufgepeppten Dialoge der deutschen Fassung tragen ihr übriges bei, um „Zwei Himmelhunde auf dem Weg zur Hölle“ zu einem tollen Filmerlebnis zu machen – nicht nur innerhalb des Spencer/Hill-Universums.

Apropos: Selbiges wäre ohne Riccardo Pizzuti beinahe undenkbar: Der 1934 im italienischen Cetraro geborene Schauspieler und Stuntman ist einer der am häufigsten wiederkehrenden Darsteller in den Filmen des Duos. Meist als Handlanger des Bösewichts besetzt, durfte er sich in fast allen gemeinsamen Werken von Spencer und Hill über einen Satz heiße Ohren freuen und bekam regelmäßig „mit dem Vorschlaghammer einen Scheitel gezogen“, um ein Zitat aus dem Brandt’schen Wortschatz zu bedienen. In „Zwei Himmelhunde auf dem Weg zur Hölle“ spielt er den Besitzer von Mr. Ears’ Kantine, der unseren beiden Helden nur widerwillig etwas zu essen bringt. Schön, ihn auch hier wieder zu entdecken!

Die Blu-ray bietet den Film in zwei verschiedenen Versionen: Der bekannten deutschen Kinofassung (105 Min.) sowie der kürzeren internationalen Fassung (90 Min., allerdings nur in SD). Beide Versionen sind unvollständig und enthalten zum Teil alternative Einstellungen und Szenen, allerdings gibt es weltweit bisher keine Veröffentlichung der kompletten Version. Insofern stellt diese Blu-ray mit beiden Versionen eine lobenswerte Möglichkeit dar, (fast) alle vorhandenen Szenen einmal zu sehen. Ein ausführlicher Schnittbericht zu den verschiedenen Versionen ist HIER zu finden.

Die Blu-ray präsentiert den Film nur in deutscher Sprachfassung (mit optionalen deutschen Untertiteln). Als Extras gibt es neben der erwähnten internationalen Fassung noch Trailer, Fotogalerien sowie in der Erstauflage ein Booklet mit Hintergrundinfos zur Entstehung. „Zwei Himmelhunde auf dem Weg zur Hölle“ erscheint bei 3L Vertriebs GmbH & Co. KG und ist seit 20. März erhältlich. (Packshot: © 3L)

Heimkino-Tipp: „Don Jon“ (2013)

Jon (Joseph Gordon-Levitt) schwört auf seine Heiligtümer: Wohnung, Auto, Kirche, Körper, (männliche) Freunde, Familie – und Pornos. Das ist Jons Leben, das er sich ab und an mit Frauen versüßt, die er regelmäßig in einer Bar abschleppt. Jon ist ein moderner Don Juan, gutaussehend und (zumindest körperlich) agil, aber mit wenig Lust auf eine Beziehung. Warum auch, immerhin törnt ihn ein Porno ohnehin mehr an als eine nackte Frau auf seinem Bett, die sowieso alle nur die „ewig gleichen Stellungen“ bevorzugen, während die Girls im Nackedei-Film all seine Fantasien befriedigen.

Problematisch wird Dons Dasein erst, als er auf die hübsche Barbara (Scarlett Johansson) trifft – und sich tatsächlich verliebt. Denn dies hält ihn nicht davon ab, weiterhin vor dem Rechner zu sitzen und heiße Clips zu konsumieren. Als sie dahinter kommt, gerät er in Erklärungsnot und muss einsehen, dass er sein (Sexual-)Leben ändern muss.

Frech, sexy und temporeich kommt das Regiedebüt von Gordon-Levitt („Looper“, „(500) Days of Summer“) daher und nimmt sich auf amüsante Weise modernen Suchtmitteln an. Dabei geht es ihm nicht nur um den schier unbegrenzten Zugriff auf pornografische Clips im Internet, sondern ebenso um Fitnesswahn, Sexsucht und den Einfluss von filmischen Scheinwelten auf die eigenen, realen Wünsche im Leben. Denn bevor es zum großen Krach zwischen Don und seiner Flamme kommt, zelebriert der Film genüsslich die Dekonstruktion alltäglicher Klischees, macht sich über den Körperkult lustig, das Balzverhalten von Jungen und Mädchen, die Tücken der modernen Technik und familiäre Eigenheiten, die der Nachwuchs unbemerkt von seinen Eltern übernommen hat. Sogar die Scheinheiligkeit der Kirche bekommt ihr Fett weg, was mutig und witzig zugleich ist. Der ständige Pornokonsum Dons ist da nur der (medienwirksame) Aufhänger, dessen Aufdeckung sein ganzes Dasein infrage stellt. Das macht Spaß, ist klasse inszeniert und von Gordon-Levitt zudem schelmisch gespielt, dass es eine wahre Freude ist zuzusehen.

Nun könnte man kritisieren, dass die Art du Weise, wie Don zu seiner Katharsis kommt, ein wenig altbacken und unspektakulär ist. Da „Don Jon“ jedoch neben den beiden Hauptdarstellern mit Julianne Moore, Tony Danza und Glenne Headly überaus prominente Sidekicks aufweisen kann, fällt dies wenig ins Gewicht. Vor allem die Szenen mit Danza, der als Dons Vater zu sehen ist, sind nicht nur wegen des von beiden zur Schau gestellten Unterhemden-Fetisch urkomisch: So lässt sich Sohnemann Don zunächst überheblich darüber aus, dass sein alter Herr den Fernseher offenbar nicht richtig bedienen kann. An einer anderen Stelle ist es Don dann selbst, der von Barbara erklärt bekommt, wie man seinen PC richtig „säubert“, um besuchte Seiten aus dem Verlauf zu löschen. Mit Szenen wie diesen beweist Gordon-Levitt sein Talent für gut ausgearbeitete Figuren und deren Marotten.

„Don Jon“ ist mehr als eine oberflächliche Komödie über einen Porno-Süchtigen und bietet unter seiner glatten Oberfläche – und dies ist angesichts der absichtlich überschminkten Johansson und dem bis in die Haarspitzen zugegeltem Gordon-Levitt wörtlich gemeint – eine gut beobachtete Gesellschaftssatire, die sich witzig mit dem Benehmen westlicher Großstadtgewächse auseinandersetzt.

Die DVD/Blu-ray bietet den Film in deutsch synchronisierter und englischer Originalsprachfassung sowie deutsche Untertitel. Als Extras befinden sich kurze Making of-Clips auf den Discs, die sich mit verschiedenen Aspekten der Produktion befassen, Trailer sowie die Ergebnisse einer Internetkampagne, die Fans um Kommentare zu ihren Vorlieben bat. Lediglich die Blu-ray hat noch zwei zusätzliche Pressekonferenzen mit an Bord, die zum Filmstart mit Teilen der Crew stattfanden. „Don Jon“ erscheint bei Elite Film AG (Ascot Elite) und ist ab 25. März erhältlich. (Packshot: © Ascot Elite)

Heimkino-Tipp: „Dschungelcamp – Welcome to the Jungle“ (2013)

Nein, die folgende Film-Rezension ist kein Ausflug in die Niederungen des Trash-TVs. Angesichts des immensen Zuschauererfolgs von „Ich bin ein Star – Holt mich hier raus!“ der soeben beendeten achten Staffel ist es jedoch verständlich, wenn der deutsche Filmverleih der Satire „Welcome to the Jungle“ einen daran angelehnten Untertitel verpasst. Zwar kommt der Streifen von Rob Meltzer dem „Dschungelcamp“-Niveau an einigen Stellen bedrohlich nahe, dank eines erneuten selbstironischen Auftritts von Jean-Claude Van Damme rettet sich der Film allerdings ins gute Mittelmaß.

Der Werbeagentur-Chef Crawford (Dennis Haysbert) schickt seine Belegschaft auf ein zweitägiges „Teambuilding“-Seminar. Auf einer abgelegenen Insel sollen seine Mitarbeiter unter den wachsamen Augen des Militärausbilders Storm (Van Damme) das „Miteinander“ lernen und Vertrauen zueinander fassen. Dummerweise legt sich Storm kurz nach ihrer Ankunft mit einem Tiger an, sodass die Bürohengste und -hasen in der Wildnis fortan auf sich allein gestellt sind. Während der schüchterne Chris (Adam Brody) zunächst mit rationalen Entscheidungen wie Leuchtfeuer entfachen ein schnelles Wegkommen von dem Eiland erreichen will, erklärt sich sein Kollege Phil (Rob Huebel) mal eben selbst zum Dschungelkönig und unterjocht die anderen mithilfe halluzinogener Pflanzen.

Platte Komödie, hintergründige Farce oder selbstironische Actionheld-Veräppelung? „Welcome to the Jungle“ bietet von allem etwas, leider aber nichts davon konsequent. Denn nachdem die Exposition im Büro bereits die Rollenverteilung im Team klar aufgezeigt hat, fällt dem Drehbuch von Jeff Kauffmann nur sehr wenig Neues ein, um die üblichen Figurenklischees zu durchbrechen. Das ist insofern schade, da der Verlauf der Story und die Entwicklung der Charaktere somit sehr früh erkennbar sind und die Spannung flöten geht. Die Gags sind mäßig – siehe die Diskussion einer Dame, ob und wo sie ihr Häufchen im Wald machen soll –, die Anspielungen auf die Ähnlichkeiten zwischen Büro- und Dschungelalltag zu durchschaubar. Einzig die ironischen Auftritte von Van Damme lockern die Chose ab und an auf, zeigen sie doch einmal mehr, dass die „Muscles from Brussles“ keine Scheu vor Selbstdemontage haben.

„Welcome to the Jungle“ hätte mit ein wenig mehr Biss und Ideenreichtum bei der Figurenzeichnung eine richtig gute, böse Satire werden können, verstolpert sich aber auf halber Strecke im Inseldickicht. Für einen unterhaltsamen Filmabend reicht es jedoch allemal.

P.S.: Wie schon bei „Enemies Closer“ (Rezension siehe HIER) tritt Van Damme-Spross Kristopher auch in diesem Film wieder in einer Nebenrolle auf. Ebenso wie dessen hübsche Schwester Bianca Bree.

Die DVD/Blu-ray bietet den Film in deutsch synchronisierter und englischer Originalsprachfassung sowie deutsche Untertitel. Als Extras befinden sich gelöschte Szenen, Outtakes sowie Trailer auf den Discs. Die Blu-ray hat zusätzlich noch einen ca. 60minütigen „Blick hinter die Kulissen“ mit an Bord, einen Mix von Interviews und Drehbeobachtungen (leider ohne Untertitel). „Dschungelcamp – Welcome to the Jungle“ erscheint bei Elite Film AG (Ascot Elite) und ist ab 25. März erhältlich. (Packshot: © Ascot Elite)

Heimkino-Tipp: „Thor – The Dark Kingdom“ (2013)

It‘s Hammer-Time! „Thor“ (2011) war neben „Iron Man“ (2008) eine der wenigen Comic-Verfilmungen, die auch mich als nicht-Fan dieses derzeitigen Lieblings-Genres Hollywoods begeistern konnte. Das war vor allem der überraschenden Wahl von Kenneth Branagh als Regisseur zu verdanken, der sich seit vielen Jahren einen Ruf als DER Shakespeare-Filmemacher erarbeitet hatte („Viel Lärm um nichts“, „Hamlet“) und mit „Thor“ einen Superheldenfilm mit Tragik, Opulenz und Witz vorlegte, der trotz seines Blockbuster-Status ordentlich dramatischen Anspruch bot – etwas, was mir bei anderen Marvel- und DC-Comic-Adaptionen oftmals fehlt.

Nun also „Thor – The Dark Kingdom“ mit neuem Steuermann hinter der Kamera (Alan Taylor, „Game of Thrones“) und dem Versuch, nach dem finanziell äußerst erfolgreichen Zusammentreffen aller Marvel-Helden in „The Avengers“ nun einen ebenbürtigen zweiten Teil mit dem hammerschwingenden Muskelpaket zu erschaffen.

Wer Teil eins nicht kennt, wird es schwer haben, sich in der Welt von Thor zurechtzufinden. Gleich von Beginn an gibt der Film Vollgas, zeigt Thor (Chris Hemsworth) auf dem Schlachtfeld und verzichtet auf eine erneute Einführung aller Hauptfiguren. Mit dem Erscheinen eines wiederauferstandenen alten Feindes (Christopher Eccleston) von Asgard, der Heimat von Thor, steht plötzlich nicht nur das Reich von Thors Vater Odin (Anthony Hopkins) vor dem Untergang, sondern ebenso die Erde. Hier hofft Jane (Natalie Portman) noch immer auf die Rückkehr ihres Liebsten und wird unverhofft in dessen Himmelreich katapultiert, wo sie zum Schlüssel für die Rettung der Welten wird.

Mit der Verlegung der Handlung auf Asgard umgeht „Thor – The Dark Kingdom“ geschickt das Problem, welches einigen Fans bei „Iron Man 3“ sauer aufstieß: Dort stellte sich nämlich die Frage, warum der Blechmann bei seiner Verbrechensbekämpfung nicht einfach seine „S.H.I.E.L.D.“-Kollegen um Hilfe bat, spielte der Film doch ebenso nach den Ereignissen von „The Avengers“. Dieser Story-Kniff bleibt für den Film nicht folgenlos: Der Fantasy-Anteil wird nach oben geschraubt, weltliche Gravitation und Regeln gelten nur bedingt, und die Figuren können munter durch die Szenerie springen, seltsame Waffen nutzen und in Kostümen rumrennen, für die sie auf der Erde wohl nur Gelächter ernten würden. Insofern ist der zweite „Thor“ unverkennbar ein Geschenk an die Fans, an ihre Welt und ihr Wissen, gibt es doch immer wieder kleine Anspielungen auf die Comic-Vorlage oder andere Charaktere im Marvel-Universum.

Bedauerlich ist allerdings, dass wie schon bei „Iron Man 2“ eine charakterliche Weiterentwicklung kaum stattfindet. Einzig Göttervater Odin wird eine neue Seite zugestanden, zeigt er doch im Angesicht der Bedrohung keine Skrupel, sein gesamtes Volk zu opfern. Der Rest des imposanten Casts (u.a. Tom Hiddleston, Idris Elba, Rene Russo, Stellan Skarsgård) handelt wie zu erwarten und bleibt auch am Ende des Films charakterlich weitgehend unverändert.

„Thor – The Dark Kingdom“ besitzt nicht die Tiefe des Vorgängers, bietet dafür jedoch ein an Schauwerten reiches Abenteuer in einer – zumindest bis zum Finale – Fantasywelt und nutzt die (witzigen) Eigenheiten bereits etablierter Figuren, um gerade in der zweiten Hälfte viele humorvolle Szenen zu kreieren.

Die DVD/Blu-ray bietet den Film in deutsch, italienisch und türkisch synchronisierter sowie englischer Originalsprachfassung. Untertitel sind in ebendiesen Sprachen vorhanden. Während die DVD lediglich eine entfernte Szene und eine Vorschau auf den zweiten „Captain America“-Film bietet, gibt es auf der Blu-ray zusätzliche Extras. „Thor- The Dark Kingdom“ erscheint bei Walt Disney Studios Home Entertainment und ist ab 20. März erhältlich. (Packshot: © Marvel/Walt Disney)

Heimkino-Tipp: „Enemies Closer“ (2013)

Herr Van Varenberg mag es offenbar beständig: Neben Sheldon Lettich, Ringo Lam und Tsui Hark zählen Peter und dessen Sohnemann John Hyams zu den häufigsten Kollaborateuren des Jean-Claude Van Damme. Vor allen Letzteren hat er eine Art Mini-Comeback zu verdanken, nachdem sie ihm als Regie-/Autor-/Kamera-Gespann mit „Universal Soldier: Regeneration“ (2009) sowie „Universal Soldier: Day of Reckoning“ (2012) zwei der besten B-Movies der vergangenen Jahre auf den Leib inszenierten. Mit dem neuen Actionfilm „Enemies Closer“ nimmt Peter Hyams nun wieder allein auf dem Regiestuhl Platz und lässt seinen Hauptdarsteller in knackigen 81 Minuten als Bösewicht von der Leine.

Van Damme gibt den Drogendealer Xander, der im amerikanisch-kanadischen Grenzgebiet ein Flugzeug mit wertvoller Ware verloren hat und diese schnellstmöglich zurückhaben will. Um dies ungestört tun zu können, entledigt er sich zunächst der örtlichen Polizeikräfte und macht sich anschließend mit seinem Trupp auf, die abgestürzte Maschine in einem See aufzuspüren. Dabei kreuzt er den Weg des Forest-Rangers Henry (Tom Everett Scott), der selbst gerade ein Riesenproblem im Nacken hat, das den Namen Clay (Orlando Jones) trägt: Der ist stinksauer, macht er doch Henry für den Tod seines Bruders verantwortlich. Statt privatem Standgericht kommt es somit mitten in der Nacht zu einem Feuergefecht mit Xanders Bande – und Clay ist gezwungen, mit Henry zusammenzuarbeiten, will er die nächsten Stunden lebend überstehen.

Auch wenn das Skript größtenteils Banane ist und die immer wieder eingestreute Komik etwas ungelenk wirkt, macht „Enemies Closer“ doch recht viel Spaß. Das ist eindeutig ein Verdienst von Regisseur Hyams, der lange vor seiner „Zweitkarriere“ als Van Damme-Spezi schon etliche beachtenswerte Arbeiten fürs Kino abgeliefert hat („2010 – Das Jahr, in dem wir Kontakt aufnehmen“, „Presidio“, „End of Days“) und daher weiß, wie er eine Inszenierung packend und unterhaltsam zu gestalten hat. Wirklich spektakulär sind zwar nur wenige Szenen. Allerdings ist die (fast) finale (trickfreie) Konfrontation zwischen good guy und bad guy auf einem Baum(!) tatsächlich etwas, was nicht alltäglich ist. Hut ab vor dieser Sequenz!

Überhaupt bestimmen harte Faustkämpfe einen großen Teil der Actionszenen, die Van Damme im Gegensatz zu Kollege Steven Seagal immer noch selbst erledigt und dabei eine ausgezeichnete Figur macht. Sein Xander kommt als brutaler, aber naturliebender Psycho mit lustiger Frisur und viel Mimik daher, der die „Handarbeit“ liebt und Waffen nur im Notfall zur Hilfe nimmt. Diesen Auftritt kann man albern oder genial finden, unterhaltsam ist es allemal.

Selbiges lässt sich schlussendlich auch über „Enemies Closer“ sagen, einen Film, der seinen B-Movie-Status nie verleugnet, kaum Überraschungen parat hält, aber sauber und temporeich genug umgesetzt ist, um prima Kurzweil zu bieten. Kein Vergleich zu den „Universal Soldier“-Krachern, aber auf jeden Fall einer der besseren „Van Dammes“.

P.S.: In Xavers Bande wird „François“ übrigens von Van Dammes Sohn Kristopher gespielt.

Die DVD/Blu-ray bietet den Film in deutsch synchronisierter und original englischer Sprachfassung. Untertitel in deutsch sind optional zuschaltbar. Als Bonus gibt es lediglich ein paar Trailer. „Enemies Closer“ erscheint bei Planet Media Home Entertainment und ist seit 17. März erhältlich. (Packshot: Planet Media Home Entertainment)

Heimkino-Tipp: „The Canyons“ (2013)

Bei Paul Schrader weiß man nie so recht, woran man ist: Weltweit zu Ruhm gekommen dank seines Drehbuchs zu „Taxi Driver“ (1976), gestaltete sich seine Regisseurs-Laufbahn seit den 1980er-Jahren qualitativ durchwachsen. Bemerkenswerten Arbeiten wie „Ein Mann für gewisse Stunden“ oder dem etwas anderen Holocaust-Drama „ Ein Leben für ein Leben – Adam Resurrected“ stehen Rohrkrepierer wie „Dominion: Exorzist – Der Anfang des Bösen“ gegenüber (der vom Verleih noch vor der Veröffentlichung zunächst im Giftschrank weggeschlossen wurde). Für die Low-Budget-Produktion „The Canyons“, die angeblich nur 250.000$ gekostet haben soll, nahm er sich nun eines Drehbuchs von Bret Easton Ellis an, dessen einzig wirklicher Erfolg „American Psycho“ inzwischen 14 Jahre zurückliegt. Das Endprodukt ist ein optisch reizvoller, inhaltlich jedoch völlig substanzloser Streifen mit einer ungewöhnlichen Besetzung.

Im Mittelpunkt steht das Schickimicki-Paar Christian und Tara, die als Filmproduzent und Gelegenheitsschauspielerin ein an sich paradiesisches Leben in Hollywood genießen. Wenn da nur nicht diese ständige Langweile wäre, die sie mit Shopping-Touren und Drogen, er hauptsächlich mit Sexabenteuern zu überwinden versuchen. Als er hinter Taras Affäre mit ihrem Ex kommt, der in einem seiner geplanten Filmprojekte mitwirken soll, beginnt Christian mit allen ihn zur Verfügung stehenden Mitteln, die Karriere des Nebenbuhlers zu zerstören.

Eiskalte Egomanen, Kontrollsucht, Verschwendung, Exzess: Das Bild, welches „The Canyons“ von den Menschen in Hollywood präsentiert, ist ernüchternd – und so alt wie die Traumfabrik selbst. Auf gewohnten Pfaden präsentieren Schrader/Ellis in ihrem 90-Minüter die üblichen Machtspiele der Reichen und Schönen, peppen sie dabei aber zeitbewusst mit den Versuchungen des Internets und den damit einhergehenden sexuellen Freiheiten auf. Sex ist Macht und wer bereit ist, seinen Körper (auch im übertragenen Sinne) zu verkaufen, kann es hier weit bringen.

Diese nicht allzu überraschende Erkenntnis ist in eine Geschichte verpackt, die diese Bezeichnung eigentlich gar nicht verdient. Sämtliche Figuren geben Belanglosigkeiten von sich, die einerseits inhaltlich oftmals einen eklatanten Widerspruch von Selbstwahrnehmung und Ist-Zustand darstellen, andererseits in ihrer präsentierten Form wirken, als wären sie einem Pausenhof-Gespräch von unreifen Schulmädchen entnommen. Das mag als Stilmittel zur Veranschaulichung der oberflächlichen Glamour-Welt zu Beginn gerechtfertigt sein, auf Spielfilmlänge ist es schlicht unerträglich. Selbst wenn es Absicht ist, um die Langweile/Überheblichkeit/fehlende Intelligenz der Figuren zu verdeutlichen: Wer wie Schrader/Ellis derart willig sein Publikum ignoriert und einen Spannungsbogen für überflüssig hält, hat die Grundregeln des Filmemachens nicht verstanden. So ist Taras Suche nach ihrem Handy(!) in der 65. Minute(!) auch der einzige(!) Anflug von Suspense in „The Canyons“.

Optisch hingegen, das muss man Schrader und seinem Kameramann John DeFazio zugestehen, ist das geringe Budget kaum zu erkennen. Die Bilderwelten allein hätten schon genügt, um die Kernaussage des Streifens, das Aalglatte und Kalte der Filmwelt, zu verdeutlichen. Schrader allerdings hielt es für eine gute Idee, die Rolle der Tara mit Lindsay Lohan und die des Sebastian mit dem Porno-Star James Deen zu besetzen. Ein Versuch, der ganzen Chose mehr Authentizität zu verleihen? Womöglich ja, zumal das hölzerne Spiel beider die (nicht vorhandene) Tiefe ihrer Charaktere wunderbar verdeutlicht. Aufmerksamkeit erhielt „The Canyons“ dank dieser Darstellerauswahl auf jeden Fall.

Fazit: Eine sicherlich künstlerisch gut gemeinte, inhaltlich aber völlig indiskutable und belanglose Schlaftablette von Film, die eine ätzende Satire sein will, dabei jedoch ironische Überzeichnung mit kommentarloser Abbildung verwechselt und den Zuschauer ähnlich gelangweilt zurücklässt wie die Protagonisten, die porträtiert werden.

Die DVD/Blu-ray bietet den Film in deutsch synchronisierter und englischer Originalsprachfassung sowie deutsche Untertitel. Als Bonusmaterial gibt es einen kurzen Blick „Hinter die Kulissen“, eine Bildergalerie mit Filmstills sowie Trailer. „The Canyons“ erscheint bei NewKSM und seit 17. März erhältlich. (Packshot: © KSM GmbH/AD PR)

Heimkino-Tipp: „Crystal Fairy“ (2013)

Im Bonusmaterial der DVD/Blu-ray zu „Superbad“ findet sich der Clip „Alle hassen Michael Cera“. Darin äußern sich Kollegen und Crewmitglieder verächtlich über das Nervpotenzial des in der Öffentlichkeit immer als nett und harmlos erscheinenden Jungschauspielers. Was 2007 noch als Gag gemeint war, scheint Cera nun vor der Kamera umzusetzen: In „Crystal Fairy“ gibt er einen Unsympath in Reinkultur, der nicht nur das Blut seiner Begleiter, sondern auch das des Publikums zum Kochen bringt.

Der chilenische(!) Low-Budget-Streifen, der im vergangenen Jahr auf dem Sundance Film Festival den Preis für die Beste Regie erhielt, folgt einer kleinen Truppe auf ihrer Reise durch Südamerika auf der Suche nach einem speziellen Kaktus. Der soll in gekochter Form ein ganz besonderes Süppchen absondern, das jede andere Droge in den Schatten stellt. Bevor sich Jamie (Cera) und seine drei Kumpel (Regisseur Sebastián Silva und zwei seiner Brüder) auf den Trip begeben, besuchen sie am Vorabend noch eine Party, auf der Jamie, halb betrunken, halb im Spaß, die etwas seltsame Crystal Fairy (Gaby Hoffmann) einlädt, mitzukommen. Die nimmt zur Überraschung aller das Angebot tatsächlich an. Während der Fahrt zum und der Suche nach dem Gewächs legt Crystal jedoch allerhand sonderbare Verhaltensweisen an den Tag, die Jamie sukzessive mit aggressiven Kommentaren beantwortet.

Silvas Film, dass sollte man vor dem Schauen wissen, ist größtenteils improvisiert. Das wirkt sich vor allem auf die deutsche Synchronisation aus, die den spontanen Dialogen kaum gerecht werden kann. Das ist nicht als Kritik zu verstehen, nimmt der Handlung allerdings ein wenig die spontane Atmosphäre. Überhaupt wirkt der Streifen mehr wie ein dokumentarisches Roadmovie, was sicherlich zur Lebenseinstellung der beiden Protagonisten passt. Man sollte als Zuschauer diese Art der Umsetzung aber mögen, um überhaupt Zugang zu finden.

Der gestaltet sich dank der Figuren Jamie und Crystal ohnehin schwierig: Ersterer entpuppt sich als ungeduldiges, egoistisches Möchtegern-Alphamännchen, Letztere stößt mit ihrem (gern nackten) Auftreten anderen unbewusst vor den Kopf. Silva lässt diese Gegenpole immer wieder aufeinander los, wobei bald klar wird, dass beide Menschen hinter ihren Fassaden tragische Schicksale verbergen.

„Crystal Fairy“ verlangt von seinem Publikum viel Geduld und hat mich persönlich in seiner „Auflösung“ am Ende doch enttäuscht: Zu schnell und damit auch zu unglaubhaft öffnen sich da Jamie und Crystal ihrem Gegenüber. Sagen sie tatsächlich die Wahrheit? Oder bauen sie nur eine neue Fassade auf, da die andere zerbrochen ist? Alles etwas unausgegoren, gerade für ein mit einem Festivalpreis geehrtes Werk. Fast drängt sich mir sogar der Verdacht auf, Regisseur Silva habe lediglich einen ohnehin geplanten Trip einfach mitfilmen lassen, um zu sehen, ob er daraus am Ende vielleicht einen abendfüllenden Film basteln kann.

Kein schlechtes Ergebnis, aber doch sehr sehr speziell.

Die DVD/Blu-ray bietet den Film in deutsch synchronisierter und englischer Originalsprachfassung. Untertitel sind keine vorhanden. Als Extras gibt es einen vierminütigen Werbeclip mit Interviewschnipseln der Mitwirkenden sowie Trailer. „Crystal Fairy“ erscheint bei Bubble Gum im Vertrieb von AL!VE AG und ist seit 14. März erhältlich. (Packshot: © AL!VE AG)

... im Nachgang: „The Wolf of Wall Street“ (Kinostart: 16. Januar 2014)

Zusammenarbeit Nummer fünf beschert Regisseur Scorsese seine zwölfte und Hauptdarsteller DiCaprio die fünfte Oscar-Nominierung. Die Redaktion des Kinokalender Dresden bewertet dies SO (hier klicken).

P.S.: Nur der zweite Teil („semi-contra“) stammt aus meiner Feder.

(Bild: © 2013 Universal Pictures International Germany GmbH)