Heimkino-Tipp: „The Foreigner“ (2017)

Collateral Damage

Hui, ist der Mann angepisst: Liam Hennessy hat die undankbare Aufgabe, die Verantwortlichen eines verheerenden Attentats in London zu finden. Als hochrangiger nordirischer Politiker hat er sich in den vergangenen Jahren einen Namen als Vermittler zwischen den Briten und den Unabhängigkeitsbefürwortern aus Irland erarbeitet – und ist nun erwartungsgemäß not amused, dass scheinbar ein paar Rotzlöffel aus der sogenannten UDI-Bewegung den fragilen Frieden wegbomben wollen. Aber das ist nicht Hennessys einziges Problem: Er wird zudem in einen Privatkrieg mit einem trauernden Vater verwickelt, der überzeugt ist, dass das Ex-UDI-Mitglied weiß, wer den Anschlag in Auftrag gegeben und ausgeführt hat.

Ein Familienvater auf persönlichem Rachefeldzug fernab rechtsstaatlicher Pfade: Die Prämisse ist nicht neu, im Falle von „The Foreigner“ wird sie jedoch auf interessante Weise ‚gepimpt‘: mit zwei überzeugenden Hauptdarstellern und einem Regisseur, der bereits zwei Mal einer der bekanntesten Filmreihen zum überfälligen Neustart verholfen hat: Martin Campbell, inzwischen stolze 77 Jahre alt, drehte einst „GoldenEye“ (1995) und 2006 „Casino Royale“ – zwei der erfolgreichsten und besten(?) Bond-Abenteuer überhaupt. Mag seine Filmografie qualitativ auch durchwachsen sein („Die Maske des Zorro“, „Vertical Limit“, „Green Lantern“), mit Pierce Brosnan scheint er einen Lauf zu haben: der Ex-007-Darsteller gibt in „The Foreigner“ den Machtmenschen Hennessy derart angriffslustig, dass es eine wahre Freude ist. Mit herrlichem irischen Akzent spuckt er im beruflichen Umfeld seinen Unmut über die Terroristen aus und ist gleichzeitig mehr als überrascht, dass ihm ein über 60-jähriger Gegenspieler mit offenbar außergewöhnlichen Fähigkeiten derart in die Parade fährt. Kein Geringerer als Jackie Chan spielt jenen Quan, der alles hinter sich lässt, um den Mörder seiner Tochter zu bestrafen.

Nach Willis („16 Blocks“), Arnie („The Last Stand“) und Sly Stallone („Creed“) zeigt sich mit Chan nun ein weiterer ehemaliger(?) Actionstar in einer seinem Alter angemessenen Rolle, die zwar immer noch körperliche Fitness erfordert, aber eben auch die darstellerischen Muskeln beansprucht. So gibt es in „The Foreigner“ zwar reichlich Feuerwerk und Krach, Chans akrobatische Einlagen allerdings nur marginal. Vielmehr überrascht er mit hängenden Gesichtszügen und Schultern und gibt den verletzten Papa überaus überzeugend.

Ein weiterer Pluspunkt ist das differenzierte Skript von David Marconi, basierend auf einem Roman von Stephen Leather: Trotz des Schwerpunkts auf Action, verdeutlicht es sehr gut den andauernden politischen ‚Tanz auf dem Vulkan‘ der Region und die Fragilität des Friedens. Kurze, aber umso heftigere Gewaltausbrüche der Polizeikräfte erinnern ebenfalls daran, dass der Kampf (wofür auch immer) auf beiden Seiten mitunter ohne moralischen Kompass geführt wird.

„The Foreigner“ ist ein harter, klasse inszenierter Thriller mit politischem Unterbau und zwei großartig agierenden Protagonisten, die etliche Szenen zum Glänzen erhalten. Empfehlenswert!

Die DVD/Blu-ray bietet den Film in deutsch synchronisierter und englischer Originalsprachfassung mit optionalen deutschen und englischen Untertiteln. Als Extras gibt es Interviews und Trailer. „The Foreigner“ erscheint bei Universum Film und ist seit 23. Februar 2018 erhältlich. (Packshot + Filmstills: © Universum)

Heimkino-Tipp: „American Assassin“ (2017)

Killer Elite

Es ist mitunter verwunderlich, wie unterschiedlich Filme bewertet werden, die in ihrem Kern gar nicht so verschieden sind. Allerdings scheint es leichter zu sein, über offensichtliche Drehbuchlücken und-schwächen hinwegzusehen, wenn bekannte und vor allem erfolgreiche Stars darin involviert sind. Die „Bond“-Reihe und sein amerikanisches Quasi-Äquivalent „Mission: Impossible“ beispielsweise punkten zwar selten mit Tiefgründigkeit, ihrer Beliebtheit schadet das allerdings nicht. Ganz anders bei „American Assassin“: Der Actionthriller, basierend auf einer mehrbändigen Romanreihe von Vince Flynn, zeigt einen jungen Spezialagenten in der Ausbildung und später im Einsatz, der rund um den Globus reist und sich herzlich wenig um Vorschriften und Befehle schert. Klingt vertraut? Gnade gab es für den Film beim Kinostart trotzdem nicht.

Gewiss, die Handlung ist nicht sonderlich kreativ: Mitch Rapp (Dylan O‘Brien) verliert seine Verlobte während eines Terroranschlags, begibt sich selbst auf Tätersuche und wird dabei von der CIA rekrutiert, die ihn anschließend für inoffizielle Einsätze schult und einsetzt. Dass dabei nicht jeder der Beteiligten sogleich seine Geheimnisse offenlegt, liegt in der Natur des Genres. Dem Spannungsfaktor ist das sogar zuträglich und bereitet die Bühne für feine Actionszenen, die sich sehen lassen können.

Größter Pluspunkt: Regisseur Michael Cuesta („Kill the Messenger“) inszeniert seine rasante Hatz im ‚altmodischen Stil‘, sodass sein Publikum stets den Überblick behalten kann, wer hier gerade wem die Kauleiste geraderückt oder wer am schmerzhaften Ende eines Klappmessers steht. Auch das ist nichts Außergewöhnliches, trägt aber immens zum Filmgenuss bei.
Der stellt sich immer dann verstärkt ein, wenn Michael Keaton ins Bild rückt. Als knallharter Ausbilder Stan Hurley beeindruckt der drahtige 66-jährige Mime mit körperlicher Fitness, Coolness und Undurchschaubarkeit. Weitere, in solcherlei Filmen immer wieder gern gesehene Akteure sind Van Damme-Lieblingsgegenspieler Scott Adkins sowie ein garstig agierender Taylor Kitsch alias Oberbösewicht Ghost.

Um dies jedoch klarzustellen: Sympathische Charaktere gibt es in diesem Film nicht. Die wenigen Szenen, die die Protagonisten ein wenig mit Leben füllen sollen, kratzen lediglich an der Oberfläche und bieten – außer bei Mitch – keinerlei Rechtfertigung für ihr Tun. „American Assassin“ präsentiert sich somit als ein nahezu komplett amoralisches Werk, das auch im Actionkino der 1980er-Jahre nicht weiter aufgefallen wäre. Vielleicht ist das aber die eigentliche Aussage: 30 Jahre später sind wir was ethisches Handeln angeht keinen Schritt weiter.

Die DVD/Blu-ray bietet den Film in deutsch synchronisierter und englischer Originalsprachfassung mit optionalen deutschen Untertiteln. Als Extras gibt es diverse Making of-Kurzdokus, Interviews und Trailer. „American Assassin“ erscheint bei Studiocanal ist seit 22. Februar 2018 erhältlich. (Packshot + stills: © Studiocanal)

Heimkino-Tipp: What happened to Monday? (2017)

Same same but different

Auch wenn es einige Politiker und deren Anhänger nicht wahrhaben wollen: unserer Erde geht es nicht gut. Klimawandel, Umweltverschmutzung und eine wachsende Anzahl von Menschen machen unserem Planeten arg zu schaffen. Diese bedrückenden Fakten liefern Künstlern aber ebenso Ideen für spannende Geschichten. Eine davon trägt den Titel „What happened to Monday?“ (frei übersetzt: „Was geschah mit Montag?“).

Der ungewöhnliche Titel erklärt sich aus den Namen der Protagonistinnen, die – und hier wird es interessant – allesamt von einer einzigen Schauspielerin verkörpert werden. Noomi Rapace, jene schwedische Aktrice, die Lisbeth Salander in der „Millennium“-Trilogie zum Leben erweckte, spielt sieben Geschwister, die nach den Wochentagen benannt sind. Das ist einerseits darstellerisch bemerkenswert und eine Mammutaufgabe, andererseits ein weiterer beeindruckender Beweis für die technischen Möglichkeiten, die Filmemachern im Jahre 2017 zur Verfügung stehen.

Angesiedelt in einer nahen Zukunft, schildert „What happened to Monday?“ das bedrückende Schicksal von Karen Settman – einer Frau, die nur in der Öffentlichkeit existiert, weil jeden Tag eines der sieben Mädchen ihre Identität annimmt. Je nachdem, welcher Wochentag ansteht, verlassen die Girls ihre sichere Wohnung und können so zumindest ein wenig am gesellschaftlichen Alltag teilhaben. Dieser ist bestimmt von strikten Regelungen. Die erlauben u.a. nur ein einziges Kind pro Familie. Wer sich dem widersetzt und erwischt wird, muss seine Kids an das „Kinder-Zuteilungsbüro“ geben, wo sie mittels Kälteschlaf „aufbewahrt“ werden, bis bessere, ergo: populationsärmere Zeiten anbrechen. Die sieben Schwestern und ihr Großvater (Willem Dafoe) führen somit ein Leben im konstanten Alarmmodus. Als eine von ihnen, Monday, abends nicht nach Hause kommt, schwant ihnen Schlimmes.

Eine spannende Prämisse, die Regisseur Tommy Wirkola („Dead Snow“, „Hänsel & Gretel: Hexenjäger“) zunächst auch gut zu nutzen weiß: Beklemmend, realitätsnah und nachvollziehbar führt er sein Publikum in diese Welt ein, die bis auf einige wenige technische Spielereien der heutigen sehr nahe ist – vor allem in der kurzen Darstellung weltweiter Probleme und Katastrophen. Zur Erinnerung: Einige Staaten praktizieren eine solch gesetzlich vorgeschriebene Geburtenrate ja tatsächlich schon. Die im Film präsentierte Realität ist somit beunruhigend nah – und erinnert darüber hinaus in manchen Momenten an historische Vorgänge, die zu den dunkelsten Kapiteln der Menschheit zählen (Verstecken in der eigenen Wohnung, omnipräsente Personenkontrollen, spitzelnde Mitmenschen, Angst vor Verrat).

Gleichwohl: Spätestens nach dem Verschwinden von Monday und der beginnenden Suche ihrer Schwestern nach ihr wird klar, dass Wirkola und sein Autorenteam Max Botkin/Kerry Williamson an einer tiefergehenden Analyse dieser Realität nicht interessiert sind. Denn dann wandelt sich „What happened to Monday?“ in einen lupenreinen, atemlosen Actionfilm, in der Rapace in aller Ausführlichkeit ihre körperliche Fitness beweisen kann. Gejagt von Nicolette Cayman (Glenn Close), der Chefin des „Kinder-Zuteilungsbüros“, und deren schießwütigen Handlangern, versuchen die verbliebenen Schwestern, mehr über den Verbleib von Monday zu erfahren, während der Überwachungsstaat alle Mittel nutzt, um diese unerlaubte Großfamilie auszulöschen.

Freilich wäre jetzt Kritik angebracht ob der Weigerung von Wirkola und Co., etwas Anspruchsvolles zu kreieren, das im günstigsten Fall zu Diskussionen anregt oder aktuelle Debatten befeuert. Jedoch ist der Weg, den er stattdessen einschlägt, derart reizvoll und temporeich umgesetzt, dass ich dies gerne verzeihe. Zumal der finale Twist und die Coda verdeutlichen, wie schwierig es ist, eine ethisch akzeptable und gleichsam langfristig nützliche Lösung für die zu Beginn genannten Probleme zu finden. Warum also den Zuschauern eine halbgare Auflösung vor die Nase setzen?

Zum Schluss noch ein Wort zu Hauptdarstellerin Noomi Rapace: Ihr gelingt es, allen sieben Figuren Individualität zu verleihen, die über das – zur Unterscheidung trotzdem hilfreiche – Äußere der Mädels weit hinausgeht. Zwar bleibt ihr dafür im Rahmen des Handlungsverlaufs nicht viel Zeit, ihr Können ist aber integraler Bestandteil, um dieses auch technisch bemerkenswert inszenierte „Spiel mit sich selbst“ glaubhaft zu transportieren. Und wer will, kann da sogar noch etwas Psychologisches hineininterpretieren: Trägt der Mensch nicht doch immer nur eine Maske, wenn er das Haus verlässt? Ist die wahre Persönlichkeit wirklich die, die wir sehen? Oder wohnen uns allen sieben unterschiedliche Charaktere inne?

Die DVD/Blu-ray bietet den Film in deutsch synchronisierter und englischer Originalsprachfassung. Deutsche und niederländische Untertitel sind optional zuschaltbar. Als Extras gibt es Making ofs, Szenen vom Dreh sowie Trailer. „What happened to Monday?“ erscheint bei Splendid Film GmbH und ist seit 23. Februar 2018 erhältlich. (Packshot + Filmstills: © Splendid Film GmbH)

„Three Billboards Outside Ebbing, Missouri“ (Kinostart: 25. Januar 2018)

Filmkunst deluxe

An einer Landstraße, die zu dem kleinen Ort Ebbing im US-Bundesstaat Missouri führt, entdeckt der Hilfssheriff Jason Dixon (Sam Rockwell) eines Abends drei Werbetafeln mit knallig roter Beschriftung. Sie beschuldigen den Polizeichef (Woody Harrelson) der Untätigkeit bei der Aufklärung eines abscheulichen Verbrechens an einer jungen Frau, die vor Monaten vergewaltigt, ermordet und verbrannt wurde. Verantwortlich für diese öffentliche Anklage ist die Mutter des Opfers, Mildred Hayes (Frances McDormand). Dass diese Aktion von ihren Mitmenschen nicht gern gesehen wird, bekommt sie schnell zu spüren: Sie erhält eindeutige Drohungen, Besuch vom Pfarrer des Städtchens und ihr Zahnarzt greift unerwartet zum Bohrer. Doch weder das gute Zureden des Sheriffs, noch die Schikanen, denen sie und ihr Sohn in der Schule fortan ausgesetzt sind, können Mildred besänftigen. Denn die taffe Frau weiß sich zu wehren und ist wahrlich kein Tag am Strand. So beginnt ein erbitterter Kleinkrieg, der bald etliche Kollateralschäden fordert.

Der britische Regisseur und Autor Martin McDonagh, nicht zu verwechseln mit seinem Bruder John Michael McDonagh („The Guard“, „Am Sonntag bist du tot“), hat bereits mit seinem hochgelobten Debüt „Brügge sehen... und sterben?“ gezeigt, dass uns die gewagte Kombination aus Drama, Thriller und Komödie in den richtigen Händen einen sehr guten Film bescheren kann. Für sein drittes Werk bat er nun einen Großteil seiner Besetzung aus „7 Psychos“ noch einmal vor die Kamera und holt zu einem cineastischen Rundumschlag aus. Mit bemerkenswerter Finesse gelingt es ihm, nicht nur vom tragischen Schicksal einer verzweifelten Mutter zu erzählen, sondern nach und nach die Wunden einer ganzen Stadt und somit einer ganzen Gesellschaft offenzulegen, in der es jedoch weder eindeutig gute noch eindeutig böse Figuren gibt. Der gerade gewonnene Golden Globe fürs Drehbuch ist somit mehr als verdient.

Mit insgesamt sechs Globe-Nominierungen (und vier Auszeichnungen) geht „Three Billboards Outside Ebbing, Missouri“ als einer der Favoriten ins anstehende Oscar-Rennen. McDonagh, der bereits 2006 einen der Goldjungen für seinen Kurzfilm „Six Shooter“ erhielt, ließ sich für sein sehenswertes Meisterstück übrigens von „Wenn die Gondeln Trauer tragen“ (1973, Regie: Nicolas Roeg) inspirieren und garnierte seinen Film mit etlichen Anspielungen auf den Klassiker. So spielt nicht nur die Farbe Rot eine wichtige Rolle, sondern auch dessen Soundtrack ist kurz zu hören. Zudem setzt der Tod eines Kindes die Handlung in Gang und Dixons Mutter schaut im Fernsehen einen Streifen „mit Donald Sutherland und seinem toten Mädchen“. Vielleicht haben sich McDonagh – und insbesondere der deutsche Verleih – auch als Verbeugung vor jenem Film deshalb dafür entschieden, den unbequemen, langen Titel nicht zu ändern. Davon bitte nicht abschrecken lassen, denn das hier ist wirklich großes, Diskussionen anregendes und schlicht formidabel gespieltes Kino.

(Plakat + stills: © 2017 Twentieth Century Fox of Germany GmbH)

... im Nachgang: „Downsizing“ (Kinostart: 18. Januar 2018)

Mit einem weiteren „Schrumpffilm“ die (Film-)Welt verbessern? Die Redaktion des Kinokalender Dresden ist sich uneins. Das lesenswerte Streitgespräch gibt es HIER. Von mir stammt der Contra-Teil des Textes.

(Plakat: © 2017 Paramount Pictures Germany GmbH)

Heimkino-Tipp: „Stark – The Dark Half“ (1993)

Zwischen Nacht und Dunkel

Der Name Stephen King wird im Filmmarketing beinahe inflationär verwendet: Sei es als Wertung auf Plakaten und DVD-Covern („Ich habe die Zukunft des Horrors gesehen und sein Name ist Clive Barker.“ zum Film „Hellraiser“) oder Qualitätsmerkmal („Nach einer Kurzgeschichte von S.K.“ zum Film „Der Rasenmäher-Mann“; Rezension HIER). Und nicht immer sollte man davon ausgehen, dass das filmische Endprodukt mit der King’schen Vorlage mithalten kann.

Im Falle von George A. Romeros „Stark – The Dark Half“ jedoch befinden sich Roman und Filmadaption auf Augenhöhe. Lag es daran, dass beide Meister ihres Metiers sind bzw. waren (Romero verstarb im Juli 2017)? Oder weil sie sich privat so gut verstanden? Möglicherweise wollte der Regisseur aber auch nur sicher gehen, dass er seinen Freund nicht verärgert und entschied sich deshalb dazu, beim Verfassen des Drehbuchs nah an der literarischen Vorlage zu bleiben. Fakt ist: Bis heute ist „Stark – The Dark Half“ eine der ‚treuesten‘ cineastischen Bearbeitungen eines King-Buchs.

In Teilen autobiographisch, erzählt das Werk von den Leiden des renommierten Schriftstellers Thad Beaumont. Der wird zwar von der Kritik geliebt, das Geld jedoch verdankt er George Stark, seinem (noch) geheimen Pseudonym, unter dessen Namen er reißerische Horror-Bücher schreibt und veröffentlicht. Als dieses Doppelleben durch einen seiner ‚Fans‘ aufzufliegen droht, geht Beaumont notgedrungen selbst in die Offensive und trägt sein Alter Ego medienwirksam symbolisch zu Grabe.

Einziges Problem: Der Menschenfeind George Stark hat keine Lust zu sterben. Der garstige und wirklich wirklich unangenehme Kerl nimmt körperliche Gestalt an und beginnt, in Beaumonts Umfeld zu morden. Der wird folglich schnell zum Hauptverdächtigen und muss zudem um seine Familie fürchten, die Stark nur allzu gerne selbst adoptieren will.

Ein wenig Thrill, ein bisschen Phantasie und viel Atmosphäre: fertig ist ein 1A-Gruselfilm mit ordentlichen Gewaltspitzen. Romero, bekannt als Urvater der Zombiefilme („Die Nacht der lebenden Toten“, „Land of the Dead“), hat sich dazu hierbei inszenatorisch ein wenig massenkompatibler gegeben, was dem Film sehr zugute kommt. Nicht die mitunter bemerkenswerten Effekte stehen im Vordergrund, sondern die Figuren. Allen voran natürlich Beaumont/Stark, den Hauptdarsteller Timothy Hutton meisterlich zum Leben erweckt. Eine herausragend verkörperte Doppelrolle, die er anscheinend auch während der Drehpausen weiterspielte, wie das überaus ausführliche und ehrliche Making of, welches sich als Bonusmaterial auf der Blu-ray befindet, verrät.

Natürlich ist „Stark – The Dark Half“ nicht nur ein Horrorfilm. Es ist ebenso eine clever erzählte Parabel auf Kings eigene Erfahrungen (Schreiben unter Pseudonym, Alkoholsucht, dunkle Charakterzüge) und gleichsam ein extrem zugespitzes Psychogramm der menschlichen Natur, in der die titelgebende dunkle Seite einer Person versucht, die Oberhand zu gewinnen.

Ein fesselnder Thriller/Drama/Horror-Hybrid mit 90er-Jahre Charme. Und ein gutes Vorspiel für all die großartigen King-Verfilmungen (u.a. „Needful Things“, „Die Verurteilten“, „Dolores“, „The Green Mile“), die in jenem Jahrzehnt noch folgen sollten.

Die DVD/Blu-ray bietet den Film in deutsch synchronisierter und englischer Originalsprachfassung sowie optionale deutsche und englisch Untertitel. Als Extras gibt es Audiokommentare, Trailer und ein ausführliches, retrospektives Making of (nur Blu-ray). Zudem gibt es eine Collector’s Edition mit Blu-ray, DVD und Bonus-DVD sowie Booklet.

„Stark – The Dark Half“ erscheint bei OFDb Filmworks/Koch Media und ist seit 8. Februar 2018 erhältlich. (Packshot + Filmstills: © OFDb Filmworks/Koch Media/Metro-Goldwyn-Mayer Studios)